Ein Projekt springt an
Dustin Jessen, 2017
Bei einem Termin in der designfabrik® bei BASF in Ludwigshafen lernten mein Geschäftspartner Philipp Hermes (Hermes/Jessen Industrial Design) und ich das Material Infinergy® erstmalig kennen. Andreas Maegerlein (Leiter der designfabrik®) teilte uns mit, dass das Material fast ausschließlich in Schuhsohlen Anwendung findet und es entstand die Idee, gemeinsam mit Studierenden des Studiengangs Industrial Design der Folkwang Universität der Künste neue Anwendungsideen für Infinergy® zu entwickeln.
Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Folkwang trug ich die Idee eines Kooperationsprojekts an Prof. Marion Digel (Dekanin des Fachbereichs Gestaltung) heran und wir entwickelten in der Folge gemeinsam mit Alex Horisberger (Industrial Designer der designfabrik®) ein Studienangebot für das Wintersemester 2015/16.
Das Projekt wurde von den Studierenden begeistert aufgenommen und so fuhren Anfang November 19 Studierende zum Kick-Off-Meeting nach Ludwigshafen. Die Studierenden lernten dort die besonderen Eigenschaften von Infinergy® kennen und konnten im Neopolen®-Technikum den Verarbeitungsprozess live verfolgen und nachvollziehen. Zurück in Essen warteten dann 150kg Infinergy®-Partikel und eine große Menge Plattenmaterial auf die Weiterverarbeitung durch die Studierenden.
Gleich vom ersten Tag des Projekts ging die experimentelle Auseinandersetzung mit dem Material Hand in Hand mit der Konzeption und der Recherche. Neben der forschenden Arbeit mit dem Material wurde großer Wert auf die Kommunikation durch Zeichnen gelegt und per Collagen-Technik wurde Infinergy® in unzählige Anwendungskontexte gebracht (siehe Seite 6). Die Studierenden entwickelten eigene Schwerpunkte und wurden zu Experten ihres jeweiligen Anwendungsfelds.
Während Prof. Marion Digel und ich als „Sparringspartner“ die Ideen mit den Studierenden in wöchentlichen, meist individuellen, Gesprächen konzeptionell weiterentwickelten, arbeitete Philipp Hermes als Lehrbeauftragter mit den Studierenden in der Modellbau-Werkstatt an der praktischen Umsetzung der Ideen und Dipl. Des. Christian Klemm half im CAD-Labor beim computergestützten Entwerfen und technischen Zeichnen.
Neben der Einführungsveranstaltung und der Abschlusspräsentation in Ludwigshafen, fanden zwei „Schulterblick-Termine“ an der Folkwang in Essen statt, zu denen Alex Horisberger und Nikolas Grube (Chemietechniker bei BASF Polyurethanes) zu Gast waren. Durch ihr Feedback sind die Ideen der Studierenden der technischen und wirtschaftlichen Realisierbarkeit deutlich näher gekommen als es für ein Hochschulprojekt üblich ist. Es ist vor allem dieser direkte Dialog mit der Industrie, der das Projekt für die Studierenden zu einer besonderen Erfahrung gemacht hat.
Durch die intensive und vielseitige Betreuung durch die Lehrenden der Folkwang und die Mitarbeiter der BASF wurde versucht, den Studierenden das ergebnisoffene Arbeiten und ein ganzheitliches Designverständnis im Kontext einer realen Aufgabenstellung zu vermitteln. Diese Aufgabe haben die Studierenden mit viel Engagement und Kreativität beantwortet.
Ich freue mich, dass wir gemeinsam 20 neue Anwendungsideen für Infinergy® entwickeln konnten, die wir in dieser Dokumentation präsentieren. Neben den Resultaten des Projekts (Seite 50–91) wird auch der Entstehungsprozess – vom Partikel bis zum Produkt – im „Making Of“-Teil (Seite 24–49) ausführlich dargestellt.